30 Jahre GEBEWO - Drei Jahrzehnte Perspektiven für Menschen in Not
Berlin, 05.07.2024
1994 begann die Geschichte der GEBEWO mit einem Angebot für wohnungslose Männer in Pankow. In drei Jahrzehnten ist sie nicht nur gewachsen, sondern hat die Berliner Hilfelandschaft aktiv mitgestaltet. Bei der Jubiläumsfeier am 05.07.2024 ging es auch um die Zukunft der sozialen Hilfen in Berlin.
In 30 Jahren knüpft man viele Verbindungen, vernetzt sich, findet Kooperationspartner*innen und Unterstützer*innen. So kamen am Freitag fast 200 geladene Gäste bei Sonnenschein in der Friedrichshainer Location James June zusammen.
Die richtigen Antworten auf soziale Fragen
Visionen endlich Wirklichkeit werden lassen
Zentraler Programmpunkt der Jubiläumsfeier war eine Podiumsdiskussion mit dem langjährigen Gesellschafter-Geschäftsführer Robert Veltmann; Ina Zimmermann vom DWBO; Susanne Gerull, Professorin an der ASH und Aziz Bozkurt, Staatsekretär für Soziales. Moderiert wurde die Runde von Ingo Bullermann, Geschäftsführer der GEBEWO-Tochter Neue Chance. Im Fokus stand neben der Frage, wie sich die Berliner Wohnungsnotfallhilfe seit den 90er-Jahren entwickelt hat, insbesondere der Blick in die Zukunft; Was muss sich verändern, um Wohnungslosigkeit effektiv bekämpfen zu können?
Im Gespräch auf dem Podium und der daran anschließenden Diskussion mit dem Publikum waren besonders zwei Aspekte zentral. Zum einen die Forderung nach mehr Agilität und Flexibilität bei der Entwicklung und Umsetzung von Hilfen. Ina Zimmermann sprach vom „schweren Tanker Soziale Hilfen“, der aktuell nicht schnell genug auf akute Bedarfe reagieren könne. Frank Richter, Peer Group Worker bei Housing First Berlin, griff das Bild auf und wünschte sich, dass „aus dem Tanker ein Speedboot wird“. Im Hinblick auf seine eigenen Erfahrungen mit Wohnungslosigkeit sagte er: „Ein Erfolg ist möglich, wie Sie an mir sehen. Aber nur, wenn Menschen die Zeit und die Hilfe bekommen, die sie brauchen.“
Darüber hinaus ging es vor allem um den Umgang mit dem immer knapper werdenden Wohnraum. Hier wurden unterschiedliche Lösungsansätze diskutiert. Aziz Bozkurt machte sich für die Idee des Sozialunternehmens stark, wohingegen ein Publikumsgast die Träger aufforderte, beispielsweise in Form von Genossenschaften, selbst in den Wohnungsmarkt einzusteigen. Wohnungslosigkeit sei nicht durch einen Träger oder eine Senatsverwaltung allein lösbar, so Robert Veltmann. Stattdessen „brauchen wir ein Bündnis, wir brauchen Rückenwind und wir brauchen Finanzierung“. Vor allem aber dürfe Wohnraum nicht mehr als Spekulationsgut behandelt werden. Die Veränderung von Strukturen und Gesetzen sei möglich, so Susanne Gerull zum Abschluss. „Wir müssen Visionen entwickeln, die auch wirklich umgesetzt werden.“
Gute Gespräche, spannender Austausch und viel Interaktion
Neben der Diskussionsrunde war das Herzstück der Jubiläumsfeier der Markt der Möglichkeiten. Unter den Schlagworten „Niedrigschwelligkeit“, „Prävention“, „Vernetzung“, „Innovation“ und „Neue Wege“ gab es Einblicke in das vielfältige Angebot der GEBEWO. Mit viel Ideenreichtum und Kreativität hatten Mitarbeitende aus verschiedenen Einrichtungen mehrere Stationen gestaltet. Die Möglichkeit, sich interaktiv zu beteiligen oder sich mit den Mitarbeitenden auszutauschen und Fragen zu stellen, wurde von vielen Gästen genutzt. Zusätzlich stellte das Haus Langhans Keramik aus, die von Bewohnern zusammen mit einer Kunsttherapeutin produziert wurde und gegen Spende mitgenommen werden konnte. Abseits der Stände kamen die Gäste bei Essen und Getränken ins Gespräch und knüpften vielerorts an die Fragen der Podiumsdiskussion an. Das Stef Rosen Trio sorgte für eine angenehme musikalische Begleitung, bis die Feier ab 18:00 Uhr mit einer Liveübertragung des EM-Viertelfinales ausklang.
Wir danken allen Menschen, die dieses Jubiläum zu einer so wundervollen Feier gemacht haben! Danke auch auf diesem Wege noch einmal an alle, die uns in den 30 Jahren begleitet und unterstützt haben. Wir freuen uns auf eine gemeinsame Zukunft unter dem Motto: Gemeinsam Menschen eine Perspektive geben!
Fotos: Lena Obst