Konsumakzeptanz vs. Abstinenzorientierung

16. Oktober 2018

Logo Tagung SuchtSuchtkrankheiten stehen oft in engem Zusammenhang mit extremer Armut und Wohnungslosigkeit. Sie werden auch oft als Ursache von Wohnungslosigkeit und Ausgrenzung angesehen. Nicht selten sind Suchtkrankheiten aber Folgen und Begleiterscheinungen von Obdachlosigkeit und extremer Armut.

 

Im „Haus Schöneweide“ in Berlin-Treptow wohnen seit 2001 nicht abstinenzfähige, wohnungslose Männer mit chronischen Suchterkrankungen. Das "Haus Schöneweide" schließt damit eine Lücke im Hilfesystem der Berliner, weil Menschen ein geschütztes Wohnen, trotz aktuell fehlender Abstinenzmotivation und/oder -fähigkeit ermöglicht wird, denen sonst nur ein Aufenthalt auf der Straße übrig bleiben würde. Mit diesem Hilfeangebot wird den Bedürfnissen schwer integrierbarer und suchtkranker wohnungslosen Menschen Rechnung getragen.

Von 08.-10. Oktober haben die Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen e.V. (DHS) und der Fachverband Drogen- und Suchthilfe e.V. (fdr+) einen bundesweiten Kongress unter dem Titel „SUCHT: bio-psycho-Sozial“ organisiert.

Neues, Notwendiges und Bewährtes wurde analysiert, diskutiert und weiterentwickelt.

  • Welchen Stellenwert haben die einzelnen Faktoren des Modells für die Menschen, an die sich Suchtprävention, Suchthilfe und Sucht-Selbsthilfe richten?
  • Welche Entwicklungen hat es in den vergangenen Jahrzehnten gegeben?
  • Was ist neu, was muss besser werden?
  • Was haben rat- und hilfesuchende Menschen davon?

Im Rahmen des Kongresses wurde u.a. ein Seminar vor Ort in den Räumlichkeiten des „Brückeladens“ der GEBEWO angeboten. Gemeinsam mit dem Suchthilfekoordinator des Bezirks Treptow-Köpenick, Hr. Robert Ringel, haben wir uns mit Teilnehmer*innen aus dem gesamten Bundesgebiet zu Konsumkompetenz und den damit verbundenen Haltungsfragen und Anforderungen an die Praxis ausgetauscht.

Ziel der Veranstaltung war es über verschiedene Konzepte, Haltungen und Erfahrungen in der Arbeit mit Menschen mit Suchterkrankung zu sprechen. Dabei wurde diskutiert, wie sich konsumakzeptierende und abstinenzorientierte Angebote der Suchthilfe ergänzen und/oder weiterentwickeln könnten. Unser konsumakzeptierender Ansatz erfuhr besondere Aufmerksamkeit, weil es im Bundesgebiet aktuell kein vergleichbares Angebot für diesen Personenkreis gibt und die Personen in anderen Betreuungsangeboten wenig adäquat versorgt werden können.

Wir wünschen uns, dass die vielfältigen Eindrücke, interessanten Aspekte und neuen Impulse aus der Veranstaltung ihren Weg durch die Versorgungslandschaft finden und bedanken uns für den konstruktiven Austausch bei den Teilnehmer*innen und Organisator*innen.