Schnittstellen Wohnungsnotfallhilfe/Eingliederungshilfe

Berlin, 21. Juli 2017

Schnittstellentag PankowAm 14.06.2017 hatten die Pankower GEBEWO-Einrichtungen ins Haus Grabbeallee (Grabbeallee 63, 13156 Berlin) eingeladen, um mit Mitarbeiter*innen anderer Einrichtungen und anderer Träger über die Versorgung an der Schnittstelle Wohnungsnotfallhilfe/ Eingliederungshilfe ins Gespräch zu kommen.

Ungefähr 120 Interessierte waren der Einladung gefolgt. Aus fast allen Berliner Bezirken kamen Gäste: aus der öffentlichen Verwaltung (u.a. Soziale Wohnhilfen, Sozialpsychiatrische Dienste, Psychiatrie- und Suchthilfekoordinator*innen) und von freien Trägern der Wohlfahrtspflege, aus der Eingliederungshilfe (ambulante und stationäre Hilfen) und aus der Wohnungsnotfallhilfe (u.a. ambulante Wohnhilfen, Übergangshäuser, Wohnheime, Beratungsstellen).


Von 13 – 16 Uhr tauschten sich die Besucher*innen mit den anwesenden Mitarbeiter*innen der GEBEWO darüber aus, wie eine Versorgung an der Schnittstelle Wohnungsnotfallhilfe/Eingliederungshilfe effizienter gelingen kann.

Yvonne Tenner-Paustian (Suchthilfe- und Psychiatriekoordinatorin des Bezirks Pankow) und Beate Buhrke-Schrubbe (Abt. Soziale Wohnhilfe des Bezirks Pankow)Ekkehard Hayner (GEBEWO Fachbereichsleiter Wohnungsnotfallhilfe) und Jens Kohlmeier (Sozialpädagoge im Haus Grabbeallee)

Der Schnittstellentag wurde von Herrn Robert Veltmann, Geschäftsführer der GEBEWO, mit einem Grußwort eröffnet. Herr Veltmann gab einen Rückblick auf die 23-jährige Geschichte der GEBEWO und machte deutlich, dass die Angebote der GEBEWO sich daran orientieren, bestehende Lücken im Hilfesystem zu schließen. Aus diesem Grunde ist die GEBEWO gerade an der Schnittstelle Wohnungsnotfallhilfe/Eingliederungshilfe sehr aktiv.

Die Pankower Bezirksstadträtin für Jugend, Wirtschaft und Soziales, Frau Rona Tietje, betonte in ihrem Grußwort die Bedeutung der Schnittstelle. Unter den Nutzer*innen der Wohnungslosenhilfe ist die Anzahl der seelisch behinderten Menschen sehr hoch. Die Versorgung dieser Menschen stellt die Hilfesysteme vor besondere Herausforderungen, da hier fließende Übergänge, verbundene Hilfeerbringung und ähnliches gestaltet werden müssen. Das erfordert Kommunikation, Kenntnisse über das „andere Hilfesystem“ und flexible Hilfen. Daher ist es besonders begrüßenswert, dass sich im Bezirk aktive Leistungsträger wie die GEBEWO auf den Weg gemacht und spezielle Versorgungsangebote für die Zielgruppe entwickelt haben. Angesichts der sich rasch verändernden Rahmenbedingungen, insbesondere im Hinblick auf den angespannten Wohnungsmarkt, bedarf es neuer Ideen und starker Kooperationen, um diese besonders benachteiligte Zielgruppe angemessen zu versorgen.

Im Folgenden informierten Frau Yvonne Tenner-Paustian, Suchthilfe- und Psychiatriekoordinatorin des Bezirks, und Frau Beate Buhrke-Schrubbe, Abt. Soziale Wohnhilfe des Bezirks, über die Pankower Situation an der Schnittstelle.

Frau Buhrke-Schrubbe stellte die bezirkliche Wohnungslosenstatistik vor. Demnach hat sich die Anzahl der wohnungslosen Haushalte in der Zeit von Juni 2015 bis zum Dezember 2016 nahezu verdoppelt (30.06.2015: 699 Haushalte, insgesamt 850 Personen; 31.12.2016: 1.242 Haushalte, insgesamt 2.152 Personen). Besonders gestiegen ist die Zahl der minderjährigen Personen, die von Wohnungslosigkeit betroffen sind (30.06.2015: 123 Personen unter 18 Jahre; 31.12.2016: 714 Personen unter 18 Jahre).

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Frau Tenner-Paustian berichtete über die Zahlen der bezirklichen Steuerung im Bereich der Suchthilfe. Von 2010-2016 betrafen 10% der Vorstellungen im Steuerungsgremium Sucht wohnungslose Personen (insgesamt 100 Personen). Davon konnten 52,9% in Angebote der Suchthilfe gesteuert werden (16,3% BEW, 30,8% TWG, 5,8% Heim). Höher ist der Anteil von vermittelten Hilfen bei Personen, die aus Einrichtungen gemäß § 67 SGB XII im Steuerungsgremium Sucht vorgestellt wurden (von 2010-2016 7,4% der Vorstellungen, insgesamt 74 Personen): Von diesen Personen konnten 68,9% in Angebote der Suchthilfe gesteuert werden (32,5% BEW, 22,1% TWG, 7,8% Tagesstätte, 6,5% Heim).

Der weitere Ablauf war dem Wandelcafé, der Vorstellung der Schnittstelleneinrichtungen der GEBEWO und dem gegenseitigen Austausch gewidmet.

In jeweils einem Pavillon stellten sich die Pankower GEBEWO-Einrichtungen vor: Verbundwohnen Pankow*, Haus Langhans*, Haus Grabbeallee* und die Ambulanten Dienste*. Sie verdeutlichten ihren jeweiligen spezifischen Beitrag zur bezirklichen Versorgung psychisch erkrankter und suchtkranker Menschen in Wohnungsnot.

Weiterhin informierten die Kolleg*innen der Psychologischen Beratung für wohnungslose Frauen* (GEBEWO pro) und des Modellprojekts Neukölln* (GEBEWO – Soziale Dienste – Berlin) über ihre Arbeit an der Schnittstelle.
Die Psychologische Beratung berät wohnungslose Frauen berlinweit aufsuchend in ASOG-Einrichtungen.
Das Modellprojekt Neukölln beruht auf einer Kooperation zwischen der GEBEWO, dem Vivantes-Klinikum Neukölln und dem Bezirksamt Neukölln und leistet einen sehr niedrigschwelligen Zugang zur Eingliederungshilfe, welcher mit einer Unterbringung in einem Erstaufnahmeheim für wohnungslose Menschen kombiniert ist.

Robert Veltmann, Franziska Kühnemann und Ela Hörnschemeyer Robert Veltmann (Geschäftsführer der GEBEWO), Rona Tietje (Pankower Bezirksstadträtin für Jugend, Wirtschaft und Soziales), Franziska Kühnemann (Referentin der GEBEWO für Personal und Unternehmenskommunikation) und Ela Hörnschemeyer (GEBEWO Fachbereichsleiterin Eingliederungshilfe)

Zusätzlich informierte die GEBEWO über ihr Neubauvorhaben: bis Ende 2018 soll ein Übergangshaus mit 46 Plätzen im Pankow-Wilhelmsruh gebaut werden. Die Bauarbeiten haben im Juni 2017 begonnen.

Es wurden gemeinsam mit den Besucher*innen Ideen und Wünsche formuliert, wie sich Angebote entwickeln können, um die Versorgung an der Schnittstelle zu verbessern. Diese Anregungen haben wir gesammelt, visualisiert und am Ende der Veranstaltung allen Besucher*innen vorgestellt.

Das Interesse an diesem Thema war groß. Viele Besucher*innen haben sich in eine Liste eingetragen, um in einem Gremium mitzuarbeiten, welches sich der nachhaltigen und qualitativ guten Versorgung an der Schnittstelle Eingliederungshilfe/ Wohnungsnotfallhilfe im Bezirk widmen soll.

Die Dokumentation des Fachtags haben wir der Bezirksstadträtin für Jugend, Wirtschaft und Soziales, Frau Rona Tietje, zugeschickt mit der Bitte, geeignete Schritte zu unternehmen, um die Weiterarbeit an der bezirklichen Schnittstelle zu befördern.

* Hier finden Sie jeweils die Materialien zur Vorstellung der Einrichtungen inkl. der Leistungen an der Schnittstelle